An der Medienkonferenz zeigten sich die anwesenden Athletinnen und Athleten voller Vorfreude auf ihren Auftritt am Donnerstagabend im Stadion Letzigrund.
Sifan Hassan (NED/1500 m): Nach meinem Dreifach-Einsatz in Tokio brauchte ich Zeit, um mich zu erholen. Selbst bei der Meile in Brüssel war es noch schwierig für mich, mich zu fokussieren. Aber ich bin in Ordnung und die 1500 m werden morgen schon gut gehen. Faith Kipyegon ist eine tolle Athletin, wir treiben uns immer zu Höchstleistungen an. Heute habe ich noch keine Vorstellung davon, wie schnell wir laufen werden. Ich denke die Idee mit «Weltklasse Zürich auf dem Sechseläutenplatz» ist grossartig, wer auch immer diese Idee hatte, ist grossartig.
Faith Kypyegon (KEN/1500 m): Ich bin sehr dankbar, wieder zurück in Zürich zu sein. In Tokio als Mutter zu laufen, war grossartig. Ich gewann die Goldmedaille auch für meine Tochter. [Über Sifan Hassan] Wir sind gute Freundinnen. Ich hoffe, morgen gewinnt die Bessere. [Über ihre Trainingsgruppe in Kaptagat/Kenia]. Ich trainiere zusammen mit Eliud Kipchoge und Geoffrey Kamworor unter Patrick Sang, der auch hier ist. Ich hoffe, ich kann Eliuds Fussstapfen in Zukunft folgen. Ich möchte junge Athletinnen zu Hause inspirieren –und natürlich auch meine Tochter.
Jakob Ingebrigtsen (NOR/1500 m): [Olympia] Ich habe mich fast mein ganzes Leben auf diesen Wettkampf vorbereitet und mein Traum wurde wahr. Ich habe mich stetig verbessert, im Training und in den Wettkämpfen, das war immer eine grosse Motivation für mich. Und ich will noch besser werden. Ich möchte eine gute Saison mit einem guten Wettkampf abschliessen, ich hoffe also auf das Beste. [Warum er 1.500 m läuft, morgen] Warum machen Weitspringer nicht beim Hochsprung mit? Ich war noch nicht in der Stadt, um mir die Laufbahn dort anzusehen. Es ist gut, Neues in der Leichtathletik auszuprobieren, Veränderungen sind hier gut. Jetzt müssen wir uns auf das konzentrieren, was wir machen müssen. Konkurrenz ist wirklich wichtig. Ich will immer mithalten können. Wenn Timothy startet, dann weiss ich, dass es ein gutes Rennen wird. [Er zählt nun zu den drei beliebtesten Sportlern in Norwegen] Ich weiß nicht. Ich denke nicht, dass dies etwas ist, was wir Athleten uns als Ziel setzen. Wir wollen uns als Sportler verbessern. Es ist etwas Positives, auf das man stolz sein kann, wenn man zu den Top Drei gehört. Ich habe immer die gleiche Art Ziele gehabt. Sie ändern sich, wenn man schneller wird. In dieser Saison wollte ich auch so viele Rennen wie möglich gewinnen. Ich bin hier für das morgige Rennen. Ich fühle mich gut. Ich will eine Leistung abliefern, wie ich es die ganze Saison über getan habe.
Timothy Cheruiyot (KEN/1500 m): Ich bin sehr stolz auf meine Leistungen in Tokio. Seither habe ich mich gut erholt und ich hoffe, dass ich mir in Zürich meinen vierten Sieg in Folge sichern kann.
Lea Sprunger (SUI/400 m Hürden): Nach den Olympischen Spielen habe ich jedes Rennen genossen, im Wissen, dass es das Letzte ist. Lausanne vor zwei Wochen war für mich sehr speziell und voller Emotionen. Ich denke, in Zürich wird es genau gleich sein. [Über ihr Karriereende nach dem Meeting in Bellinzona] In 2019 habe ich mich entschlossen, 2021 zurückzutreten. Das war die beste Entscheidung. Ich bin sehr glücklich damit. [Über ihre Zukunft] Ich werde wieder studieren und bei Athletissima Lausanne involviert sein. Die Leichtathletik wird also auch später eine Rolle in meinen Leben spielen.
Femke Bol (NED/400 m Hürden): Dieses Jahr wurde ein Traum wahr, ich hätte niemals gedacht, dass ich bei Olympia Bronze gewinne mit Europarekord. Wir haben ein tolles Team um uns. Das hat uns während der Pandemie motiviert und wir haben nicht nachgelassen. Diese harte Arbeit hat sich dieses Jahr bezahlt gemacht. Für mich ist es leichter, die 400 m Hürden zu laufen, denn so habe ich die richtige Pace zwischen den Hürden. Vom Kopf her ist es unterschiedlich. Ich mag beide Disziplinen.
Karsten Warholm (NOR/400 m Hürden): Ich freue mich bei Weltklasse Zürich zu den 400 m Hürden zurückzukehren. Als früherer Zehnkämpfer gefällt es mir, verschiedene Disziplinen zu machen. So erhalte ich auch mein inneres Kind, weil es mir so viel Spass macht. In Zukunft würde ich gerne einmal die 800 m ausprobieren aber im Moment denke ich mir, eine Bahnrunde reicht. Die Hürden werden meine Hauptdisziplin bleiben, da fühle ich mich am wohlsten. Wenn man alles erreicht hat, wovon man geträumt hat, fühlt man sich etwas leer und es ist schwierig, sich neu zu motivieren. Es ist ein mentaler Prozess und man muss das System neu hochfahren. Weil ich das Training liebe, bin ich nach den Olympischen Spielen schnell wieder eingestiegen, das half mir. Der Lauf in Tokio war für mich perfekt und ich gehe davon aus, dass das in einer Karriere nicht oft passiert. Seit dem Rennen merke ich, wie sich weltweit viele Leute für meine Leistung interessieren.
Elaine Thompson-Herah (JAM/100 m): Meine Saison ist lang, ich will mich nicht überwältigen lassen von dem Erreichten. Wenn die Saison zu Ende ist, dann kann ich „Hurrah“ rufen. Ich habe nicht erwartet, dass ich einmal die schnellste lebende Athletin bin. Ich habe harte Arbeit geleistet und mich selbst überrascht. Wir gehen alle auf die Bahn, um einen Wettkampf abzuliefern, unser Bestes zu geben, eine Show abzuziehen und andere zu inspirieren. Ich bin immer aufgeregt und erregt, wenn ich auf der Bahn stehe. Das Rennen morgen ist wichtig für mich, da will ich alles geben. Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass der 200 m Weltrekord einfacher zu knacken ist. Denn über 100 m muss man wirklich jeden Schritt, alles, genau treffen. Ich hatte daran gedacht, morgen die 100 m und die 200 m zu laufen. Ich habe ja die ganze Saison nichts anderes getan, auch bei Olympia. Aber morgen teile ich mal mit anderen. Ich war nach Olympia noch nicht wieder zuhause in Jamaika. Ich habe die neue Bahn in Zürich noch nicht ausgetestet. Ich werde später hier noch trainieren, um 5 Uhr. Ich hatte mir für dieses Jahr Ziele gesteckt, ohne zu wissen, dass ich sie erreichen würde. Vor den jamaikanischen Trials war ich verletzt. Später, in Italien, habe ich dann einiges aufgeschrieben, was ich gerne erreichen würde. Jeden Tag habe ich dann was Neues dazu geschrieben. In Japan war mein Körper anders und ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte.
Ajla Del Ponte (SUI/100 m): Das war meine bisher beste Saison. Ich bin sehr dankbar, mich mit so schnellen Frauen messen zu dürfen. Es ist grossartig, Athleten neben sich zu haben, zu denen man aufschauen kann und die einen inspirieren. [Über das Heimpublikum in Zürich] Ich bin schon sehr aufgeregt. Das Stadium wird voll sein und die spezielle Weltklasse-Atmosphäre aufkommen lassen. [Über die Bahn in Tokio] Sie war wirklich federnd und fühlte sich anders an als normale Bahnen. Mal schauen, wie wir auf der neuen ‘piste magique’ im Letzigrund performen.»
Mujinga Kambundji (SUI/100 m, 200 m): Der Olympia-Final war für uns [Ajla Del Ponte und sie] sehr speziell. Niemand hätte zwei Schweizerinnen im 100-m-Final erwartet. Weltklasse Zürich ist ein Highlight für alle Schweizer Athletinnen und Athleten, auf das wir uns sehr freuen. Die neue Bahn habe ich im Training getestet, weiss aber noch nicht, wie schnell sie wirklich sein wird.
Jason Joseph (SUI/110 m Hürden): Als ich von den Olympischen Spielen nach Hause kam, war ich am Boden zerstört, so sauer auf mich, weil ich nicht geliefert hatte, was ich von mir erwartete. Dieses Gefühl wollte ich mitnehmen, in mir tragen, damit in Zukunft nicht mehr passiert, was in Tokio passiert ist. [Über seinen Heimstart bei Weltklasse Zürich] Ich bin da, um meine Leistung zu bringen. Ich will den Fans wirklich zeigen, wozu ich fähig bin, den grossen Athleten und Namen zeigen: Ich bin hier! Jetzt kommt meine Zeit. [Über die Schwierigkeiten im Training während der Pandemie] Ehrlich gesagt, blieb hier in der Schweiz alles beim Alten, mein Trainingsprogramm hat die Situation nicht beeinflusst. Ich konnte alles tun, was ich tun musste.
Andre De Grasse (CAN/100 m, 200 m): In Tokio ist es mir endlich gelungen, alles zusammenzufügen. In Doha 2019 hatte ich keinen guten Start. Alles Gute kam in dieser Saison zusammen. Vielleicht war es auch gut, 2020 eine Pause einzulegen und den Geist neu hochzufahren. Ich laufe dann am besten, wenn es viele Zuschauer hat und so hatte ich Anfang Saison vor leeren Rängen Mühe. Es wird gut, morgen vor Publikum zu laufen. Ich freue mich darauf und hoffe, eine persönliche Bestleistung laufen zu können. Doppelstarts bei grossen Meisterschaften laufen zu können ist eine Frage des Trainings. Ich trainiere an sechs Tagen die Woche. An drei Tagen die 100 m und an drei Tagen die 200 m. Und es ist auch eine mentale Frage. Wenn ich fühle, dass ich etwas Spezielles schaffen kann, dann motiviert mich das. Ebenfalls motiviert es mich, Vater zu sein. Ich möchte nicht nur mich, sondern auch meine Familie stolz machen.
Yulimar Rojas (VEN/Drei): Es war unglaublich, bei den Olympischen Spielen zu springen, dieses Gefühl vom Fliegen zu spüren, den Weltrekord zu brechen, die Goldmedaille zu gewinnen und auf der ganzen Welt ein Fest zu kreieren. Der Sprung fühlte sich gut an, aber er war noch nicht perfekt. Ich weiss, ich kann noch viel weiter springen. [Über ihre Form] Ich freue mich auf meinen dritten Diamond-League-Final. Ich hoffe, ich kann nochmals alles aus mir rausholen und für ein Spektakel sorgen. [Über ihr Potenzial] Mein Hop und Jump sind gut, auf diese konzentriere ich mich im Wettkampf. Der Step ist nicht immer so gut. Den muss ich noch perfektionieren.
Gianmarco Tamberi (ITA/Hoch): Die Olympia-Goldmedaille zu teilen war magisch, umso mehr, wenn man sie mit einem Freund teilen kann. Die letzten 10 Jahre waren wir gemeinsam unterwegs, ich habe ihm bei seiner Verletzung geholfen, er mir bei meiner. Im Hoch- und Stabhochsprung haben wir die Regel, dass man sich zwischen geteilter Medaille und Stechen entscheiden kann. Wir haben uns fürs Teilen entschieden, weil wir fanden, dass wir sonst die Stimmung beim Wettkampf zerstören würden, wenn wir weitermachen würden. Nach Tokio war es für mich sehr schwierig, das italienische Team war so gut und es hat viele Feierlichkeiten gegeben. Es war mir wichtig, zu erzählen, was mir passiert ist und wie ich nach meiner Verletzung zurückgekommen bin. Ich bin immer noch in guter Verfassung, schauen wir was morgen drin liegt.
Armand Duplantis (SWE/Stab): [Über den Druck als Favoriten] Es war wirklich so, als könnte ich nur verlieren. Vor den Olympischen Spielen sahen mich alle schon als Sieger. Für mich war das ziemlich schwierig. In den Wochen vor den Spielen war ich wohl am nervösesten. Das änderte sich, als ich in die Qualifikation ging und meine Kollegen sah. Da wurde mir bewusst: Es sind die Olympischen Spiele, der grösste Event, die grösste Bühne, auf der ich sein kann. Aber es ist der gleiche Wettkampf, es sind die gleichen Leute wie in den letzten Jahren. So sagte ich mir, ich müsse bloss das Gleiche tun wie bisher. [Über die Anwesenheit seines Vaters in Zürich] Mein Vater wird morgen in Zürich wieder dabei sein, nachdem er in Lausanne, Paris und Brüssel gefehlt hatte. Das ist äusserst wertvoll für mich. Wenn du Dinge wie den Weltrekord schaffen willst, zählt jedes Details. Mein Vater hilft mir, in der Hitze des Gefechts den Kopf nicht zu verlieren.